Verdrängung hat viele Gesichter - Dokumentarfilm
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- Publication date
- 2014-10-25
- Topics
- Verdrängung hat viele Gesichter, Aufwertung, Berlin, Baugruppe, Baustopp, Eigentum, Neoliberalismus, Mietspiegel, Gentrifizierung, steigende Mieten, Berlin, Baugruppe, Baustopp, Eigentum, Neoliberalismus, Mietspiegel, Gentrifizierung, steigende Mieten
- Language
- German
AKTUALISIERT April 2023
„Verdrängung hat viele Gesichter“
Berlin. Verwilderte Brachen am ehemaligen Mauerstreifen. Motorsägen und Baukräne. Neubauten, Eigentumswohnungen und steigende Mieten. Ein kleiner Kiez zwischen Ost und West. Zwischen versteckter Armut, Wagenburg, AltmieterInnen und der neuen öko-konservativen Mittelschicht, Hipstern und Architekt✳innen. Auf engstem Raum wird ein Kampf ausgetragen. Von Gesicht zu Gesicht. Direkt. Ohne Blatt vor dem Mund. Ängste artikulieren sich. Wut verschafft sich Ausdrucksformen. Ein Kampf um Millimeter. Um den Kiez. Um Würde. Und um das eigene Leben.
„Displacement has many faces“
Berlin. Feral wasteland at the former Berlin Wall. Chainsaws and cranes. New buildings, condominiums and rising rents. A small neighborhood between East and West. Between hidden poverty, laager, people who are living there for years and the new alternative middle class and architects. In a confined space, a battle is being fought. From face to face. Direct. Without mince. Fears articulated. Anger gives to forms of expression. A fight for millimeters. To the neighborhood. To dignity. And for their own lives.
RBB KLARTEXT | Mi 03.02.2010 | 22:15
Terror gegen Nachbarn: Neubauprojekte im Visier von Linksextremen
https://archive.org/details/terror-gegen-nachbarn
Der Link zu dem RBB-Beitrag hat mit dem Film "Verdrängung hat viele Gesichter" zu tun. In der Kinofassung war dieser Beitrag enthalten, in dem Link zum Film aber nicht. Die Gründe dafür werden im Film erklärt.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN ZUM FILM
Der Film „Verdrängung hat viele Gesichter“ war das Projekt eines Teams, welches alle Seiten eines Konfliktes in einem Kiez (Stadtteil) genauer untersuchte.
Meist wird Gentrifizierung, also Verdrängung von Menschen, nur in Zusammenhang mit großen Investoren, Spekulanten und städtischen Interessen erwähnt. Die Aufwertung von Straßenzügen und Bezirken durch sogenannte „Hipster“ und die Tourismusindustrie, mit der kreative Orte vermarktet und ausgebeutet werden, sind ebenso augenfällig wie der schamlose Ausbau der Eigentumswohnungen.
Doch im Windschatten dieser Entwicklung segeln noch ganz andere Akteure erfolgreich mit. Sie fallen nur auf den ersten Blick weniger auf – die ehemals aus einer alternativen oder gar einer linken Ecke kommenden Menschen, die sich als aktiver Teil in die Verdrängungsprozesse einreihen.
Über fünf Jahre wurde ein Berliner Kiez als Mikrokosmos beobachtet – hinsichtlich dieser im Windschatten Segelnden. Die örtliche Stadtteilinitiative „Karla Pappel“ aus Alt-Treptow in Berlin hatte diesen Widersprüchen zu einer Sichtbarkeit verholfen. Nur durch ihren Widerstand gegen „Baugruppen“ oder das sogenannte „Bauherrenmodell“ wurden die Brüche auch benennbar.
Zwischen radikaler, an sozialen Fragen orientierter Praxis von Stadtteilinitiativen und einer Mittelschicht, die in Eigentum investieren kann und dies ohne Scham auch will, kam es zu unüberbrückbaren Widersprüchen. Dass es sich bei den „Baugruppen“ um ein Milieu handelt, das zum Teil den linken und alternativen Strukturen entstammt, macht den Konflikt deshalb so spannend, weil hier die Differenz einer Klassenzugehörigkeit erkennbar wird. Eine Klassenauseinandersetzung, die große Teile der Linken schon lange nicht mehr führt, weil sie sich als Gewinner✳innen längst von einem Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit verabschiedet haben.
Die Baugruppen und deren Architekt✳innen, die darin ein für sich erfolgreiches Geschäftsmodell sehen, sind als Gewinner✳innen im Prozess der Gentrifizierung einzuorden. Denn in dem aktuellen neoliberalen Modell Berlins, das durch die Bank hinweg von allen Parteien getragen wird, wird die Stadt für eine neue Schicht von Menschen sturmreif geschossen, die es sich leisten können in der Stadt zu wohnen. Die Stadt der Mieter✳innen soll einer Stadt der Eigentumswohnungen weichen. Die Armen und deren Verdrängung sind kein Kollateralschaden, der in Kauf genommenen Veränderung der Stadt, sondern aggressives Ergebnis dieses gewaltsamen Verdrängungsinteresses. Das Recht ist auf Seiten der Besitzenden und legitimiert bspw. die para-militärische Durchsetzung einer Zwangsräumung 2013 in der Lausitzer Strasse mit 800 Polizisten.
Die Linke tut sich äußerst schwer, dies als „sozialen Krieg“ zu erkennen. Das liegt an ihrer eigenen Korrumpiertheit. In dem Film kommen die Baugruppenmitglieder ebenso zu Wort wie deren Gegner✳innen. Die aggressiveren Akteure der Verdrängung haben es in der Regel nicht gewagt, vor der Kamera zu sprechen. So erscheinen einige Baugruppenbeiträge auf den ersten Blick fast schon nett. Doch auch deren neoliberale, lockere Haltung ist in der Gegenüberstellung mit den von Verdrängung Betroffenen entlarvend. Entlarvend ist auch, dass sich in der TAZ kein✳e Redakteur✳in fand, den Film zusammen mit dem Team öffentlich zu diskutieren. Dass das Interview in der TAZ (siehe unten) veröffentlicht wurde, ist nur einem internen Fehler in der Redaktion zu verdanken. Im Nachhinein bedauerten dort einige, den Artikel nicht verhindert zu haben. Kritik an Baugruppen wird dort diffamiert und bestenfalls unsichtbar gemacht.
Dieser Film gehört ins Netz. Zur freien Nutzung. Und auch wenn der Film bereits nicht mehr in allen Facetten aktuell sein kann, weil bspw. der Quadratmeterpreis für eine Eigentumswohnung durch die Baugruppen vor Ort so hochgetrieben wurde, dass sie dort selbst nicht mehr in ihr privates Glück investieren können, so sind die bauenden Horden doch nur in andere Stadtteile unterwegs und konkurrieren dort mit anderen Investoren.
Unabhängig davon schärft der Film die anarchistische Auseinandersetzung entlang der Klassenzugehörigkeiten. Und er hilft Baugruppen und deren Mitglieder✳innen, die sich unter Ausnutzung ihrer finanziellen Möglichkeiten für einen Platz neben vielen Anderen als Kriegsgewinner✳innen im neoliberalen Verdrängungsprozess entschieden haben, einzuordnen.
Ihr könnt den Film herunterladen und weiterverbreiten. Mit der Veröffentlichung des Films können Stadtteilinitiativen und andere politische Gruppen den Film öffentlich und zu unkommerziellen Zwecken zeigen. Dies ist erwünscht und wird ausdrücklich begrüßt.
LINKS
- Karla Pappel https://karlapappel.wordpress.com
- Zwangsräumung verhindern http:/berlin.zwangsraeumungverhindern.org
- Interview TAZ http://www.taz.de/!5031524
- Mieter✳innen-Beratung einer empfehlenswerten Anwältin (Carola Handwerk), die aus der autoritär geführten Berliner Mieter"Gemeinschaft" aus politischen Gründen rausgeschmissen wurde (Stand April 2023) : Immer dienstags, im Kiezladen Dunckerstr. 14, 10437 Berlin, von 18 bis 19 Uhr
- Alte Webseite zum Film „Verdrängung hat viele Gesichter“ https://berlingentrification.wordpress.com
Weitere Film vom Filmkollektiv Schwarzer Hahn (Spielfilm DECKNAME JENNY):
- Addeddate
- 2019-03-06 13:40:09
- Color
- color
- Identifier
- verdraengung-hat-viele-gesichter-film
- Scanner
- Internet Archive HTML5 Uploader 1.6.4
- Sound
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- Year
- 2014
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